„ES HAT SICH NICHTS VERÄNDERT.“ Interview mit Gül Pinar, Nebenklage-Vertreterin der Familie Taşköprü.

Wie sind Sie Nebenklagevertreterin im NSU-Prozess geworden?

Es ist das allererste Mal in meinem Leben, dass ich nach einem Mandat gesucht habe, weil ich unbedingt Nebenklagevertreterin werden wollte. Ich habe nicht einzelne Personen angesprochen, sondern in der türkischen Community die Parole ausgegeben: Wenn Leute einen Anwalt/Anwältin suchen, dann bitte mich ansprechen. Die Familie Taşköprü hat sich an die Kollegin Wierig gewanndt, die deren Familienanwältin war, und die hatte dann gehört, dass ich unbedingt wollte und so bin ich da ran gekommen. Ich habe das Mandat angenommen, weil ich ein politisches Interesse daran hatte. Es ist für eine Anwaltskanzlei finanziell eher ruinös. Wenn ich nicht aus einer Sozietät wäre, die eben auch politisches Engagement mitträgt.

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DER FALL HAMBURG

Hamburg war von Anfang an dabei. Lange bevor Süleyman Taşköprü am 27.06.2001 in der Schützenstraße in Hamburg-Bahrenfeld am hellichten Tag in seinem Laden erschossen wurde, entstanden die Ideen zu einem Mord wie diesem auch in der Stadt, in der er wohnte. Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) bildete sich keineswegs aus dem Nichts. Die Struktur, die sich die drei Untergetauchten Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt gaben, wurde in den 90er Jahren bis hinein in die frühen 2000er szeneintern diskutiert und ausgearbeitet. Diese Strategien für einen Kampf im Untergrund lassen sich in Szenepublikationen nachlesen. Das Motto: Der Kampf gegen das System, ein Klima der Angst schaffen, Unsicherheit in der Gesellschaft schüren.

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